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Technologie für eine nachhaltige Zukunft: SustainableIT.org

Eine bis dahin in Deutschland nur Insidern bekannte junge und weltweite Wirtschaftsinitiative zur Förderung der Nachhaltigkeit durch technologische Führerschaft rief im Januar diesen Jahres erstmals in Hamburg ein zentrales Treffen für Europas Technologie- und Nachhaltigkeitssektoren, den European SustainableIT Impact Summit aus. Die Veranstaltung brachte 75 der führenden europäischen IT- und Nachhaltigkeitsverantwortlichen zusammen. Welche Ziele verfolgt die Initiative? Im Gespräch mit Josh Harbert, Präsident und Mit-Initiator erfuhr ich mehr.

Das Interview führte Thomas Heine

Wer ist SustainableIT.org?
SustainableIT.org ist eine globale gemeinnützige Organisation, die sich für die Förderung der Nachhaltigkeit durch technologi- sche Führerschaft einsetzt. Unsere Aufgabe ist es, Programme zur Transformation der Nachhaltigkeit zu definieren, Best Practices und Frameworks zu entwickeln, Standards und Zertifizierungen festzu- legen, Aus- und Weiterbildung anzubieten und das Bewusstsein für ökologische und gesellschaftliche Programme zu schärfen, die unsere Organisationen und die Welt für kommende Generationen nachhal- tig machen. Derzeit zählen wir über 80 Unternehmensmitglieder in 10 Ländern mit 1.000 engagierten Führungskräften und Praktikern, und es werden jeden Tag mehr.


Warum wurde die Initiatve gegründet?
Wir haben diese Organisation gegründet, weil wir an die Macht der Zusammenarbeit von Technologieführungskräften glauben, die sich zusammenschließen, um nachhaltige Initiativen zu beschleunigen. Es ist nicht länger das Problem von jemand anderem, das es zu lösen gilt. Viele der Herausforderungen, mit denen Unter- nehmen heute konfrontiert sind, erfordern eine technologische Führungsrolle – ob es sich nun um datenbezogene Herausforderungen, Transformationsprogramme in der Lieferkette und darüberhinaus handelt – ohne technische Führungskräfte kann nur sehr wenig geschehen. Diese Gruppe, die gemeinsam bewährte Prakti- ken austauscht, Rahmenwerke und andere praktische Instrumente bereitstellt und weltweit zusammenkommt, wird uns viel schneller ans Ziel bringen.


Welches sind die Mandate und Ziele von SustainableIT.org?
Wir haben vier Mandate, die von unserem Vorstand, unseren Mitgliedern, Partnern und allgemeinen Delegierten getragen werden.
Gemeinschaft und Bildung – Aufbau lokaler, regionaler und globaler Gemeinschaften für Technologie- und Unterneh- mensführer zur Förderung der Nachhaltigkeit. Entwicklung von Ausbildungs- und Schulungsprogrammen sowie Lernreisen für bestimmte Rollen in der IT.
Forschung & Standards – Identifizierung von Programmen zur nachhaltigen digitalen Transformation nach Branchen. Erforschung und Definition von Best Practices, Frameworks und Standards für die Übernahme durch IT, Unternehmen und Branchen.
Advocacy & Awareness – Förderung von Programmen zur nachhaltigen digitalen Transformation und von Fortschritten im Bereich Nachhaltigkeit. Steigerung des Bewusstseins und des Interesses durch Auszeichnungen, Medien, Presse und Veröffentlichungen.
Transparenz und Rechenschaftspflicht – Legen Sie Standards für Metriken und Berichte fest, um Transparenz und Rechenschaftspflicht zu ermöglichen. Schaffung von Zertifizierungsprogrammen für Einzelpersonen und Organisationen.

Wer sind die Menschen hinter der Initiative?
Ende 2021 nahmen Jedidiah Yueh – der Gründer und CEO von Delphix – und ich an einem Preisverleihungsprogramm für CIOs teil. Der Saal in Atlanta war unglaublich voll. Aber ein wichtiges Thema fehlte auf der Veranstaltung: Nachhaltigkeit. In diesem Moment war die Idee geboren. Wenn es uns gelänge, die Tech-Führungskräfte der größten Unternehmen der Welt dazu zu inspirieren, in ihren Unternehmen Nachhaltigkeitspraktiken einzuführen, ihre Unter- nehmen zu verändern und ihre Branchen umzugestalten, könnten wir gemeinsam einen größeren Einfluss ausüben als jede andere Organisation auf der Welt.

Wir mussten das finanzieren, und zwar schnell. Bei Delphix ist Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen. Aus ökologischer Sicht werden die Umweltkosten der Daten überall dort, wo sie eingesetzt werden, um das 10-fache reduziert, indem die Daten überall dort konsolidiert werden, wo sie eingesetzt werden. Darüber hinaus schützen sie personenbezogene Daten, da sie Daten für alle niedrige- ren Umgebungen maskieren, die bis zu 80 % des Daten-Fußabdrucks in einem Unternehmen ausmachen können. Sie sind der perfekte Underwriter für diese wichtige Aufgabe.

Im Januar 2022, nur zwei Monate nach der Idee, trafen wir uns mit CIOs von Fidelity, Molina Healthcare, Allstate, BNP Paribas, Choice Hotels International, Lumentum, ADP, Vuori, Cognizant, Toiko Marine, Deloitte und Morgan Stanley, um unsere Vision und Mission festzulegen und den Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu beschreiten.

Im Februar 2022 wurde SustainableIT.org mit dem Ziel gegründet, die weltweit führenden Technologieunternehmen zu vereinen, um die globale Nachhaltigkeit durch Technologieführerschaft zu fördern. In dieser kurzen Zeit haben wir bereits eine unglaubliche Reise hinter uns, und wir werden heute von 45 CIOs in Nordamerika und Europa geleitet, wobei für 2024 eine Ausweitung auf Brasilien, Indien und Australien geplant ist.

Sie haben in so kurzer Zeit einen weiten Weg zurückgelegt. Können Sie uns sagen, was Sie bis jetzt erreicht haben?
In einer so kurzen Zeitspanne haben wir Meilensteine erreicht, von denen wir einst nur träumen konnten. Wir sind auf über 80 Unternehmensmitglieder in 10 Ländern angewachsen, haben Tau- sende von Führungskräften und Praktikern eingebunden und uns mit Initiativen wie dem SustainableIT Standard und den ersten Sus- tainableIT Impact Awards einen Namen gemacht. Wir wurden in Forbes, dem Wall Street Journal und auf der Nasdaq MarketSite vor- gestellt. Unsere Stimme wurde auf der COP28-Klimakonferenz der Vereinten Nationen gehört, und wir haben gerade ein 25 CxO-geführtes europäisches Beratungsgremium gegründet, das unsere Position als wichtiger Technologieberater der Vereinten Nationen und des Weltwirtschaftsforums stärken und die branchenweite Zusammenarbeit bei der Corporate Sustainability Reporting Direc- tive (CSRD) vorantreiben soll.
Wir sind der Meinung, dass diese Fortschritte eine starke Bestätigung dafür sind, dass diese Arbeit wichtig ist und die Gemein- schaft nach einem Forum und einer Plattform für diese Arbeit verlangt. Wir sind begeistert von der Leidenschaft und den Akti- vitäten, die diese Gruppe bisher unternommen hat und denen sie verpflichtet ist.


Es ist großartig zu hören, dass SustainableIT.org auf der COP28 vorgestellt wurde und auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos auftrat. Was steckt hinter diesem plötzlichen Aufschwung auf der globalen Bühne?
Wie ich bereits erwähnt habe, fehlte die kollektive Stimme der Technologieführerschaft in Gesprächen und bei der Entscheidungs- findung – nicht nur innerhalb von Unternehmen und Branchen, sondern auch auf der globalen Bühne. Mit unserer Verpflichtung auf der COP28 haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, der Stimme der Technologieführerschaft in der globalen Nachhaltigkeitsdiskus- sion und Entscheidungsfindung Gehör zu verschaffen. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit den Zielen für nachhaltige Entwick- lung der Vereinten Nationen (SDG), dem UN Global Compact, dem Weltwirtschaftsforum (WEF) und den Regulierungsbehörden im Zusammenhang mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Wir werden auch bei vielen anderen wichtigen Veranstaltungen wie der Climate Week in New York präsent sein.

Unser Ziel ist es, das Bewusstsein zu schärfen, die Abstimmung zu verbessern und das Sponsoring zwischen Unternehmen (CEO), Nachhaltigkeitsführern (CSO), Technologieführern (CIO), nachhaltigkeitsorientierten Medien (WSJ, Axios, Blomberg, CNBC, Politico, Forbes, Washington Post, Times), Nachhaltigkeitsberatungsfirmen (Deloitte) und großen Technologieunternehmen (AWS, Google, Microsoft, SAP, ServiceNow) auszubauen.

Warum haben Sie die erste europäische Beirats- und Preisverleihungsveranstaltung in Hamburg abgehalten?
Das Engagement und die Führungsrolle von Technologiefüh- rern in Deutschland waren bemerkenswert. Das zeigt sich an der überschwänglichen Unterstützung und dem Enthusiasmus von Führungskräften wie Dr. Annette Hamann, Dr. Michael Mül- ler-Wünsch, Dorothée Appel, Rainer Karcher, Isabelle Droll, Tobias Fausch, Daniel Büchle und vielen anderen.
Wir haben uns aus zwei Gründen für Hamburg entschieden. Ers- tens empfahl uns unser Vorstand die Stadt als Innovationszentrum für nachhaltige Technologien und ein leidenschaftliches Netzwerk von Führungskräften, die diese Initiative unterstützen. Der IT Exe- cutive Club hat uns beim Start dieser Initiative mit Kontakten und Beratung unterstützt. Die Resonanz war überwältigend positiv – wir mussten unser Ziel von 40 auf 120 erhöhen und waren dann gezwun- gen, die Registrierung aufgrund von Kapazitätsbeschränkungen im wunderschönen Yu Garden Restaurant zu schließen – ein phäno- menaler Veranstaltungsort.
Der zweite Grund ist eine zukunftsgerichtete Politik. Die Stadt verfügt über proaktive Regierungsinitiativen zur Förderung eines umweltfreundlichen städtischen Lebens und zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen sowie über ein kollaboratives Ökosystem, das Partnerschaften zwischen Unternehmen, Hochschulen und Behörden fördert. Dies macht Hamburg zu einer Modellstadt für nachhaltige Entwicklung und technologische Innovation, die Start- ups und etablierte Unternehmen anzieht, die sich auf die Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft konzentrieren.

Die Digitalisierung verbraucht viel Energie beim Hosting, bei Anwendungen der künstlichen Intelligenz und beim Streaming. Man könnte meinen, dass die Digitalisierung den Weg zur Nachhaltigkeit versperrt. Ist das richtig?
Die Digitalisierung verbraucht in der Tat viel Energie für das Hosten von Diensten, den Betrieb von KI-Anwendungen und die Bereitstellung von Streaming-Plattformen. Sie spielt jedoch auch eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Nachhaltig- keitsbemühungen voranzutreiben, anstatt sie zu behindern. Die Digitalisierung hat uns in eine Ära beispielloser Effizienz und Inno- vation bei der Verwaltung von Ressourcen, der Optimierung des Energieverbrauchs und der Reduzierung von Abfällen geführt. Es ist von entscheidender Bedeutung zu erkennen, dass digitale Tools und Plattformen die Erfassung und Analyse riesiger Datenmen- gen ermöglichen und so eine intelligentere Entscheidungsfindung erleichtern, die mit den Nachhaltigkeitszielen in Einklang steht. Mithilfe von prädiktiven Analysen, IoT-Geräten und KI-gesteuer- ten Lösungen können Unternehmen ihre Energieeffizienz drastisch verbessern, ihren CO2-Fußabdruck minimieren und Lieferketten rationalisieren. Darüber hinaus fördert die Digitalisierung die Entwicklung von Kreislaufwirtschaften, in denen der Lebenszyklus von Produkten durch innovative Recycling- und Wiederverwendungs- praktiken auf der Grundlage digitaler Plattformen verlängert wird. Indem sie digitale Technologien nutzen, tragen Unternehmen nicht nur zu einer nachhaltigeren Welt bei, sondern verbessern auch ihre betriebliche Effizienz und eröffnen neue Wege für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend umweltbewussten Markt. Anstatt die Digitalisierung als Hindernis für die Nachhal- tigkeit zu betrachten, sollte sie als Katalysator gesehen werden, der unsere Reise in eine nachhaltigere und wohlhabendere Zukunft beschleunigt, ohne jedoch zu vergessen, dass Ethik, Energieverbrauch oder sogar Gerechtigkeit, digitale Integration und Zugänglichkeit eine entscheidende Rolle spielen.
Ich würde die Metapher verwenden, dass ein Bus mehr Kraftstoff pro Kilometer verbraucht als ein Auto, aber er ist effizienter, da er mit diesem Kraftstoff mehr Menschen befördern kann. Busse sind also effizientere Fahrzeuge, es sei denn, es gibt zu wenige Fahrgäste. Digitale Tools und künstliche Intelligenz können auf die gleiche Weise betrachtet werden: Sie sind großartige Hilfsmittel, um die Effizienz zu ermitteln und zu steigern, aber sie sind nicht das beste Werkzeug für jede Aufgabe. SustainableIT.org kann bei dieser Überlegung helfen, indem wir aufzeigen, wie Unternehmen diese und andere Tools in den effizientesten Modellen einsetzen, damit wir einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Einsatz dieser neuen Tools und Plattformen fördern können, anstatt sie ineffizient zu nutzen.


Gibt es einen idealen Fahrplan für Unternehmen, die ihren Weg zur Nachhaltigkeit durch Digitalisierung fördern wollen?
Wir empfehlen einen übergeordneten Ansatz mit Bewertung, Zielsetzung, Transformation und Transparenz. Wir haben einen Standard veröffentlicht, der einen gewissen Kontext und eine erste Iteration eines Rahmens und Modells bietet, um darüber nachzuden- ken. Jedes Unternehmen wird jedoch seine eigenen Prioritäten und Fähigkeiten haben, so dass die Elemente des Rahmens/Standards, mit denen es bei der Zielsetzung und Umgestaltung beginnt, unter- schiedlich sein können und sollten.
Da das Engagement aller Bereiche des Unternehmens von entscheidender Bedeutung ist, muss auch eine ständige Über- setzung der verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen erfolgen.
Dies erfordert zum einen ein modernes und attraktives Schulungsprogramm für die Mitarbeiter.
Darüber hinaus ist es äußerst wichtig, durch Leuchtturm- projekte Erfolge zu erzielen, um die für die Transformation so wichtige Motivation zu fördern und zu erhalten.
Es ist daher sinnvoll, gerade zu Beginn der Reise niedrig hängende, leicht zu erreichende Veränderungen hin zu einer nachhaltigeren IT zu nutzen.

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