
In einer „unternehmerischen Gesellschaft“ sind Innovation und Unternehmertum ein natürlicher Bestandteil der täglichen Arbeit aller Führungskräfte in allen Organisationen. Wir alle müssen lernen, wie Unternehmer zusammenzuarbeiten – proaktiv, auf neuen Ebenen, mit ganz unterschiedlichen Partnern, agiler und tiefer als bisher. Tapios Peltonen weltweit einzigartige Entwicklungsmethode fordert Unternehmensleiter mit echten Startup-Fällen heraus. Er arbeitet mit den besten Führungskräften der größten europäischen Unternehmen zusammen, die ihre Wachstumsmentalität entwickeln wollen.
Ein Beitrag von Tapio Peltonen
Um zu überleben, ist eine gesunde Dosis an unternehmerischem Denken und Können in der gesamten Gesellschaft, in allen Organisationen und in allen Funktionen erforderlich. In der Tat brauchen wir eine “unternehmerische Gesellschaft”, wie sie Peter Drucker bereits 1985 vorschwebte. Das Ausmaß der Herausforderungen und das Tempo des Wandels übersteigen die alten Formen der Innovation. Unterneh- merische Führungskräfte werden benötigt, um die “Handlungslücke” zwischen den technologischen Möglichkeiten und der Wirtschaft zu schließen und Erfindungen in Lösungen, echte Geschäfte und Auswirkungen zu verwandeln.
“Unternehmerisches Einfühlungsvermögen” für nahtlose Zusammenarbeit
Offene und strategische Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum unternehmerischen Erfolg. “Unternehmertum ist von Natur aus ein kollaborativer und sozialer Prozess. Es geht darum, gemeinsam ein Objekt zu schaffen und die Ressourcen engagierter Beteiligter zu bündeln”, sagt Professor Saras D. Sarasvathy, der untersucht hat, was Unternehmer zu Unternehmern macht.
Die besten Unternehmer sind flexible Kollaborateure. Das liegt nicht an irgendeiner modischen Management-Mode (hat jemand “Ökosystem” gesagt?), sondern einfach daran, dass Unternehmer Zugang zu den Ressourcen anderer brauchen. Angesichts der Globalisierung und der technologischen Entwicklung, der Verschiebung der Branchengrenzen, haben selbst die größten Unternehmen die gleichen Bedürfnisse. Eine radikale Zusammenarbeit setzt voraus, dass man über die eigenen engen Interessen hinausblickt und für beide Seiten vorteilhafte Wachstumsprojekte entwickelt. Wir brauchen eine Art “geschäftliches Einfühlungsvermögen”, um die Bedürfnisse und Strategien des potenziellen Partners zu verstehen.
Die Lehre daraus ist, dass erfolgreiche Unternehmer die Entwick- lung einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit meistern müssen. Dies geschieht durch echtes Interesse, Einfühlungsvermö- gen gegenüber dem potenziellen Partner und Verständnis dafür, wie man die gemeinsame Zukunftsvision in praktische Schritte hier und jetzt umsetzt. Die meisten würden davon profitieren, diese Kooperationen aus der Sicht anderer Unternehmen zu planen.
Als Ausgangspunkt müssen Sie auch Ihre eigene Strategie und Ihre zukünftigen strategischen Optionen genau verstehen. Eine wirksame externe Zusammenarbeit in Bezug auf Neues und Inno- vatives erfordert daher eine interne Zusammenarbeit über Silos hinweg. Daher ist die Strategiearbeit eines Start-ups erstaunlich ganzheitlich. In großen Unternehmen haben erfahrene Spezialisten meist den Luxus, sich auf einen bestimmten Aspekt des Geschäfts zu konzentrieren. Im Gegensatz dazu teilt sich in einem Startup das Team die strategische Führung, die Rollen sind fließend und über- schneiden sich.
Startups nicht imitieren, sondern von ihnen lernen
Startups haben Vorteile, aber auch sie sind nicht gerade opti- male Organisationen, um etwas völlig Neues zu erforschen: Sie sind in der Regel personell unterbesetzt und haben nur sehr begrenzte Ressourcen und Zugang zu Kunden und Partnern. Daher sollten wir nicht versuchen, große Unternehmen in (große) Startups zu verwandeln, noch sollten wir versuchen, alle Manager dazu zu bringen, sich wie Startup-Unternehmer zu ver- halten. Das ist nicht der richtige Weg.
Richtig ist jedoch, dass jede Führungskraft wissen muss, wie man mit unternehmerisch denkenden und handelnden Personen zusammenarbeitet, unabhängig davon, ob sie sich innerhalb oder außerhalb der eigenen Organisation befinden. Jede Führungskraft muss wissen, wie sie anderen helfen kann, sich zu entfalten.
Dieser Schritt setzt voraus, dass man das gesamte Unternehmen und das Geschäftssystem, in dem es arbeitet, im Blick hat; dass man zusammenarbeitet und Strategien durch andere, andere Menschen in die Tat umsetzt. Einige Psychologen bezeichnen dies als Ent- wicklung zu einem interdependenten Mitarbeiter, der in der Lage ist, mehrere Perspektiven einzunehmen, langfristig zu denken und Systeme und Verbindungen zu sehen (vgl. „vertikale Entwicklung“).
Das klingt alles sehr nach Unternehmertum, das sich das Ziel setzt, etwas wirklich Neues, noch Unbekanntes aufzubauen.
Rausgehen, um von außen nach innen zu sehen
Wie kann man mehr unternehmerische Initiative zeigen? Die kurze Antwort für das Topmanagement ist vierfach: Erstens: Brin- gen Sie Ihre Führungskräfte dazu, aus ihrem gewohnten Umfeld herauszukommen und mit etwas anderem, aber relevantem zu arbe- iten. Das ist ein echter Anstoß für neue Denkansätze.
Zweitens geht es beim Unternehmertum darum, etwas zu tun, also ermutigen Sie die Menschen, über das hinaus zu experimentie- ren, was heute getan wird, neue Bereiche und Wege zum Wachstum zu testen. Drittens: Unternehmer fordern und geben Unterstützu- ng. Unterstützen Sie Ihre Führungskräfte und fordern Sie sie auf, unternehmerisches Verhalten, Experimente und Bemühungen zu unterstützen – vor allem, wenn sie scheitern. Schließlich sollten Sie die geleistete Unterstützung und die Bemühungen um Experimente systematisch anerkennen.
Beginnen Sie also damit, Ihr Büro zu verlassen, arbeiten Sie direkt mit Unternehmern zusammen, unterstützen Sie sie, investie- ren Sie, finden Sie Möglichkeiten für Pilotprojekte – lernen Sie mit und von ihnen. Finden Sie die unternehmerischen Führungskräfte in Ihren Partnerunternehmen und innerhalb Ihrer eigenen Organ- isation. Arbeiten Sie zusammen und lernen Sie. Ich bin überzeugt, dass wir die unternehmerische Gesellschaft zu einer Realität und zu einem wichtigen Eckpfeiler für ein wohlhabendes Europa machen können.