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Welche Bedeutung hat Circular Economy für den Einkauf?

Der Kern der Circular Economy lässt sich in der reduzierten Nutzung „neuer“ Rohstoffe zusammenfassen. Getrieben durch Rohstoffengpässe, gesetzliche Anforderungen und zunehmenden Druck verschiedener Interessensgruppen sowie damit einhergehende Sanktions- und Reputationsrisiken, rücken kreislaufwirtschaftliche Prinzipien stärker in den Fokus. Dabei ist insbesondere der Green Deal der EU zu erwähnen, der die zentrale Rolle der Circular Economy hervorhebt. Neben der Erfüllung externer Vorgaben und Erwartungen bietet die Integration zirkulärer Prinzipien in das Geschäftsmodell Möglichkeiten zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen.

Ein Beitrag von Reinhard Frigger

Die Beschaffung spielt als Bindeglied zwischen Unternehmen und Lieferanten eine zentrale Rolle, auch bedingt durch teilweise tiefgreifende Änderungen, die sich für das Beschaffungsportfolio ergeben. Um die Vorteile von zirkulären Lieferketten, bspw. die Sicherung von Ressourcenverfügbarkeiten oder die Treibhaus- gasreduktion, ausschöpfen zu können, bedarf es weitreichenden Veränderungsprozessen. Diese können unter anderem durch die Integration von Nachhaltigkeitsanforderungen in die Einkaufsbedingungen oder durch die Initiierung von Entwicklungsprogrammen in Richtung Lieferanten- nachhaltigkeit umgesetzt werden.

Was gilt es zu beachten?
Auf dem Weg hin zu einer kreislauforientierten Beschaffung spielen aus Unternehmenssicht sowohl die interne als auch externe Perspektive eine zentrale Rolle. Die zu beachtenden Erfolgsfaktoren werden untenstehend dargestellt:

Zirkularität in der Unternehmensstrategie
Die Integration von Kreislaufwirtschaftsprinzipien in das Geschäftsmodell ist eine Grundsatzentscheidung, welche nicht iso- liert getroffen werden kann. Vielmehr bedarf es einer ganzheitlichen Strategie und unternehmensweiten Prozessveränderungen. Daher ist die Unterstützung von höchster Managementebene von zentraler Bedeutung für den Erfolg.

Abgestimmt auf die zirkuläre Unternehmensstrategie muss die Einkaufsstrategie und -steuerung auf entstehende Anforderungen ausgerichtet werden. Aus Komplexitätsgründen empfiehlt sich zunächst die Pilotierung einzelner Geschäftsbereiche bzw. Pro- duktgruppen, bevor zirkuläre Prozesse nach und nach ausgerollt werden.

Stärkung der internen Kollaboration
Um den neuen Produkt- und Prozessanforderungen gerecht zu werden, ist eine verstärkte interne Kollaboration notwendig. Der Einkauf sollte bspw. früher und stärker in Produktdesign- und
-entwicklungsprozesse einbezogen werden, um entstehende Mate- rialbedarfe von Beginn an im Hinblick auf ihre Einsatzfähigkeit in zirkulären Systemen zu bewerten.

Zum Zusammenspiel aus Einkauf und Entwicklung sollte auch der Vertrieb hinzugezogen werden, da so eine Ende-zu-Ende Betrachtung möglich wird und u.a. untenstehende Ziele der internen Kollaboration realisiert werden können:

  • Minimierung des Verbrauchs neuer Ressourcen bei der Produktherstellung bei gleichzeitiger Sicherstellung von Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit
  • Effiziente Einbindung des Lieferantenökosystems aus Produzenten, Recyclinganbietern, (reversen) Logistikdienstleistern, Forschungseinrichtungen und Beratungen zur integrierten Betrachtung von Produktentwicklung und Lieferkette

Auf diese Weise können mittel- und langfristig Wettbewerbs- vorteile geschaffen werden, welche auf die gesamthaft gestärkte Lieferkette zurückzuführen sind.

Erweiterung des Einkäufer-Skillsets
Die Integration von Circular Economy-Prinzipien stellt neue Anforderungen an den Einkauf, die weit über Bestellvorgangs- abwicklungen und Preisverhandlungen hinausgehen. Für eine erfolgreiche Umsetzung muss der Einkauf im Hinblick auf die neuen Anforderungen geschult werden. So benötigen Einkäufer: innen im Rahmen der internen Kollaboration mit anderen Unternehmensbe- reichen u.a. vertiefte Materialkenntnisse. Der Einfluss beschaffter Ressourcen auf die Zirkularität des Endprodukts muss erkannt und die Materialkosten nicht nur auf Basis der Beschaffungspreise, son- dern entlang des gesamten Lebenszyklus bewertet werden können. Darüber hinaus müssen Marktkenntnisse erweitert, neue Lieferan- tenmärkte erschlossen und diese kontinuierlich auf der Suche nach neuen, innovativen Lösungen im zirkulären Umfeld bearbeitet werden. Einkäufer: innen müssen dabei in der Lage sein, neu ent- stehende, komplexe Liefernetzwerke zu steuern.

Stärkung der Lieferantenzusammenarbeit und Neuausrichtung der Lieferantenstrategien
Aufbauend auf den zuvor beschriebenen internen Fähigkeiten ist die Stärkung der Lieferantenzusammenarbeit ein weiterer kri- tischer Erfolgsfaktor. Zirkularität kann nur unter Einbeziehung der gesamten Lieferkette erreicht werden. Das führt dazu, dass in der Kreislaufwirtschaft nicht mehr einzelne Unternehmen, sondern mittlerweile ganze Lieferketten im Wettbewerb stehen. Dem Einkauf kommt durch die notwendige Entwicklung strategischer Lieferantenpartnerschaften eine wichtige Funktion zu. Strategische Partnerschaften ermöglichen Unternehmen und ihren Lieferanten Wissen, Ideen und Best Practices auszutauschen sowie von komple- mentären Ressourcen und Fähigkeiten des Partners zu profitieren. Dabei können Unternehmensnetzwerke aufgrund gebündelter Ressourcen besser auf Marktbedürfnisse und regulatorische Anfor- derungen eingehen und dabei durch die Innovationskraft nur schwer imitierbare Werte generieren.

Ausblick
Circular Economy – was sich heute abstrakt und nur schwer umsetzbar anhört, wird mittel- bis langfristig massive Einflüsse auf den Unternehmenserfolg haben. Legen Sie bereits jetzt den Grund- stein für die zirkuläre Transformation Ihres Unternehmens und bereiten Sie Ihre Fachbereiche auf bevorstehende Herausforderun- gen vor. Sollten Sie Interesse an tiefgreifenderen Ausführungen und Ansätzen zum Thema Circular Economy haben, so freut sich das Procurement Consulting Team von EY auf einen Austausch.

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